Norwegen - Land der Berge und tief eingeschnittenen Fjorde, der Mitternachtssonne und Polarlichter.
Der Ort, von dem aus „Wicki und die starken Männer“ einst auf Entdeckungsreise gingen,
bietet auch heute noch ein Paradies für abenteuerlustige Biker.
Vom 58. Breitengrad im Süden zieht sich Norwegen 1700 Kilometer hinauf bis zum 71. Breitengrad ganz im Norden. Mehr als ein Drittel des Landes liegt jenseits des Polarkreises. Dort ist Leben nur noch in den, vom Golfstrom begünstigten Küstengebieten sowie in einigen geschützten Tälern im Osten, möglich. Obwohl die Ausdehnung von Ost nach West nur etwas über 400 Kilometer beträgt, sind die Klima-Unterschiede zwischen Ost und West deutlich gravierender als zwischen Nord und Süd. Das liegt am Golfstrom, der den gesamten Westen Norwegens erwärmt und die Küste auch im Winter eisfrei hält. Den Osten dagegen prägt ein kontinentales Klima mit langen, eisig kalten Wintern, aber angenehm warmen Temperaturen im Sommer.
Auch im geschützten Inneren der Fjorde herrscht häufig ein sommerwarmes und trockenes Klima, da die umliegenden Berge Wind und Wetter abhalten. Landwirtschaft ist in diesen Breiten nur in besonders günstigen Lagen möglich und macht weniger als drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Fischfang und Bergbau hingegen spielen für die Norweger eine sehr wichtige Rolle. Abgebaut werden Erdöl und Erdgas, was den Wohlstand des skandinavischen Landes erklärt. Doch damit nicht genug: Das Königreich Norwegen wird eingestuft als das am besten entwickelte und demokratischste Land der Erde, mit einem der besten und großzügigsten Sozialsysteme weltweit.
Fragt man nach touristischen Attraktionen und Sehenswürdigkeiten wird zuallererst natürlich Oslo genannt, die über 650.000 Einwohner starke Hauptstadt, die in dem dünn besiedelten Land nicht nur Ballungszentrum sondern auch illustrer Mittelpunkt des norwegischen Nachtlebens ist. Gefolgt von Bergen, dem Postkartenmotiv an der Südwest-Küste mit den farbenfrohen Holzhäusern, die sich schillernd im Wasser spiegeln. Gleich danach rangieren Naturschönheiten wie Lofoten, Geirangerfjord, Lysefjord und Preikestolen. Letzteres bedeutet soviel wie ‚Predigtstuhl‘ und bezeichnet ein rund 25 x 25 Meter breites, natürliches Granitplateau, das in 600 Metern Höhe über dem Lysefjord aufragt. Die Aussichtsplattform bietet einen sagenhaften Blick auf den fast 40 Kilometer langen Fjord, einen der schönsten in der südnorwegischen Provinz Rogaland, und bildet einen der grandiosen Höhepunkte der Lysevegen. Die auch bei Bikern beliebte Touristenstraße verbindet die Ortschaft Lysebotn am Ende des Fjordes mit der Gemeinde Sirdal.
Ursprünglich im Zuge des Ausbaus des Wasserkraftwerks Tjodan angelegt und 1984 offiziell eröffnet, stellte die Passstraße eine große Erleichterung für die Bewohner der Region dar, war doch Lysebotn bis dahin nur per Schiff zu erreichen. Von der kleinen Ortschaft aus verläuft die Straße zunächst durch einen 1100 Meter langen Tunnel und windet sich schließlich in 27 atemberaubenden Haarnadelkurven hinauf ins Hochgebirge. Der höchste Punkt der Straße liegt auf knapp 1000 Meter über dem Meeresspiegel am See Andersvatn. Am Ende des Passes befindet sich ein Aussichtsrestaurant, von dem aus ein Wanderweg zum Kjerag führt. Der ‚Kjeragsbolten‘ ist ein riesiger, mehr oder weniger runder Fels-brocken, der spektakulär in einer Felsspalte in tausend Metern Höhe über dem Lysefjord festsitzt. Das Hochplateau des Kjerag mit Monolith und nahegelegenem Wasserfall ist eine der bekanntesten und beliebtesten Touristenattraktionen Norwegens und Ausgangspunkt für Basejumper.
Der Trollstigen, was zu Deutsch soviel bedeutet wie ‚Steig der Trolle‘, ist ebenfalls ein wahrer Touristenmagnet und die meist befahrene Landschaftsroute Norwegens. Im gleichnamigen Landschaftsschutzgebiet in der Provinz Møre og Romsdal gelegen, ist der Pass Teil der Landstraße, welche die Ortschaft Ăndalsnes mit der Gemeinde Norddal verbindet. Schon seit vielen Jahrhunderten gab es hier einen schmalen Bergpfad, der von den Bewohnern der Region genutzt wurde, um zum Markt in Romsdalen zu gelangen. Doch erst 1936 konnte die heutige Straße fertiggestellt werden. Es ist der Meisterleistung der Ingenieure zu verdanken, dass der Pass mit bis zu zehn Prozent Steigung überhaupt befahrbar ist. An einigen Stellen wurde die Fahrbahn direkt in den Fels gehauen, und auf halber Höhe führt eine Natursteinbrücke über den Wasserfall Stigfossen.
Berühmt ist der Trollstigen für seine elf engen Haarnadelkurven, von denen jede einen eigenen Namen trägt, und die atemberaubende Gebirgslandschaft, die er durchzieht. Mächtige und majestätische Gipfel von bis zu 1600 Metern Höhe, mit klingenden Namen wie ‚Kongen‘ – ‚König‘, ‚Dronningen‘ – ‚Königin‘ und ‚Bispen‘ – ‚Bischof‘ umgeben die Route. Auf einer Höhe von 700 Metern befinden sich mehrere Aussichtsplattformen, von denen sich ein herrlicher Blick öffnet auf den Stigfossen, der 320 Meter in die Tiefe stürzt. Dann schlängelt sich die Straße weiter durch den Ort Geiranger zum Aussichtspunkt Flydaljuvet, der einen nicht minder atemberaubenden Blick freigibt auf den Geirangerfjord. Nicht umsonst findet sich der Fjord, der seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, auf vielen Listen der spektakulärsten Orte der Welt. Hier ballt sich die ungezähmte Natur des rauen Nordens mit schneeweißen Gipfeln, senkrecht abfallenden Felswänden und dem tiefblauen Wasser des Fjordes zu Bildern, die ihresgleichen suchen. Glitzernde Höhepunkte sind die zahlreichen Wasserfälle, die sich in tosenden Kaskaden und in allen Farben des Regenbogens schillernd ins Meer ergießen und vielsagende Namen tragen wie ‚die sieben Schwestern‘, ‚Freier‘ und ‚Brautschleier‘.
Fotos: Per Kristian Djuvsland/fjordnorway.com, Terje Rakke/visitnorway.com, Per Eide/visitnorway.com, Andreas Gruhle/visitnorway.com, Thomas Rasmus Skaug/visitnorway.com, Lars Korvald /visitBergen.com, Sveinung Myrlid/visitnorway.com, Terje Rakke/visitnorway.com, Thomas Rasmus Skaug/visitnorway.com
Text: Cornelia Bubb