Wo gibt es die verrücktesten Fahrräder zu sehen? Ganz sicher auf dem Burning Man, dem exzentrischen und weltweit einzigartigen Kultfestival der Hippies und Freaks. Jedes Jahr im Sommer findet das Event in der Wüste von Nevada statt.
Zum 32. Mal jährt sich 2018 das skurrile Megafestival in der Black Rock Wüste im US-Bundesstaat Nevada. 70 000 Menschen kommen zusammen, um die lebensfeindliche Staubwüste für acht Tage lang in ein pulsierendes Zentrum der Kunst und Phantasie, der Freaks und Selbstdarsteller zu verwandeln. Nomen est Omen der Veranstaltung: Höhepunkt und Kern des extraordinären Happenings ist das Verbrennen einer menschlichen Statue, die jedes Jahr neu gestaltet wird und unter einem speziellen Motto steht. Ins Leben gerufen wurde das Ganze 1986 von einem Mann namens Larry Harvey. Angeblich aus Liebeskummer verbrannte er zusammen mit einer Gruppe von Freunden zur Sonnenwende eine Figur aus Holz. Fand das Feuerspektakel damals noch am Baker Beach in San Francisco statt, so wurde es schon wenige Jahre später in die Wüste von Nevada verlegt.
Zum einen wegen der stetig steigenden Teilnehmerzahlen, zum anderen, weil das Verbrennen der Holzfigur, die sich mittlerweile von 2,40 Meter auf zwölf Meter gemausert hatte, verboten wurde. Heute ist das kultige Festival zugleich abgefahrene Kunstausstellung, Massenmagnet und Megabühne für Selbstdarsteller aller Art. Berühmt ist der Burning Man auch für seine besonders phantasievoll und ausgeflippt gestalteten Art Cars, die sogenannten ‚Mutant Vehicles’. Die einzig weiteren zugelassenen Fahrzeuge auf dem Gelände sind Fahrräder, die in ihren kunstvollen, exzentrischen und detailverliebten Designs den Art Cars in nichts nachstehen. Mountainbikes eignen sich am besten, um auf dem Wüstenstaub, der fein wie Puderzucker ist, vorwärtszukommen.
Zeltstadt in der Wüste
Mit 70 000 Menschen – das entspricht der Bevölkerungszahl einer mittelgroßen deutschen Stadt – hat das Festivain den letzten Jahren ein Maximum an Besuchern erreicht. Dabei übersteigt die Nachfrage nach Tickets schon lange das Angebot. Für die Dauer des Events entsteht auf dem Gelände eines ausgetrockneten eiszeitlichen Sees ‚Black Rock City’. Die Zeltstadt in der Wüste mausert sich in den Tagen des Burning Man zur drittgrößten Stadt im US-Bundesstaat Nevada mit Krankenhaus, Ordnungshütern, Feuerwehr und vielem mehr. Angeordnet in der charakteristischen Form eines C laufen ihre Straßen sternförmig zu auf die Statue des Burning Man, den geografischen wie symbolischen Mittelpunkt des Spektakels. Nach Beendigung des Festivals wird die Anlage Jahr für Jahr komplett wieder abgebaut, denn keine Spuren auf dem Wüstenboden zu hinterlassen ist eines der Grundprinzipien der Veranstaltung.
Wer kommt, sollte sich überlegen, was er zum Event beitragen kann, interaktiv, innovativ, so ausgefallen wie möglich, es gibt keine Beschränkungen. Jeder Teilnehmer bringt sich nach seinen Fähigkeiten ein, egal ob als Künstler, Eisverkäufer, freiwilliger Helfer oder Sanitäter. Daraus entsteht ein großes Team, eine homogene Gemeinschaft und ein tolles Gefühl der Zusammengehörigkeit.
Story: Cornelia Bubb
Fotos: Carnaval.com Studios, Ellie Pritts, Beth Scupham, Walter Sedriks, Finchick Kyrill