Jahr: 1967
Team: Peugeot - BP - Michelin
Fahrer: Tom Simpson
Mochten Renntrikots zuallererst als Bekleidungsstück dazu dienen, die sportliche Betätigung auf einem Fahrrad zumindest nicht zu behindern, so folgte mit der Zunahme von Fernsehübertragungen eine weitere wichtige Funktion: Das Oberteil der Fahrer sollte für die Zuschauer vor dem TV-Gerät eine gewisse Wiedererkennbarkeit gewährleisten.
Das Design des Peugeot-Klassikers mit dem von Zielflaggen und Rallyestreifen im Automobilrennsport bekannten Schachbrett-Dekor ist auf diesen Wunsch zurückzuführen. 1963 wurde es eingeführt, um sich dergestalt vom restlichen Fahrerfeld abzuheben. Durch das markante Muster fielen die Trikots im weit verbreiteten Schwarz-Weiß-Fernsehen trefflich auf. Das Design blieb bis zum Ende des Teams 1986 erhalten, auch wenn mittlerweile das Farbfernsehen die Wohnstuben erobert hatte.
Zahlreiche Klassefahrer trugen das Peugeot-Trikot, darunter Eddy Merckx oder Tom Simpson. Der britische Straßenweltmeister von 1964 hatte in der Saison 1967 bereits Etappen bei der Vuelta und Paris–Nizza gewonnen, ehe er bei der Tour de France – im Trikot der britischen Nationalmannschaft – wenige Kilometer vor dem Gipfel des Mont Ventoux kollabierte und kurz darauf verstarb.
Das französische Team Peugeot blieb in den folgenden Jahren eine Mannschaft, die Fahrer aus dem angelsächsischen Raum anzog. Phil Anderson, Robert Millar, Stephen Roche und Sean Yates trugen im Schachbrett-Look ihren Teil dazu bei, dass Peugeot bis heute als eines der erfolgreichsten Teams in der Radsportgeschichte gilt.
Jahr: 1958
Team: Carpano
Fahrer: Fred De Bruyne
Der Belgier Fred De Bruyne gewann 1958 Paris–Nizza und Lüttich–Bastogne–Lüttich im Trikot des italienischen Teams Carpano – einer Aperitifmarke, die sich von 1956 bis 1964 als Sponsor einer gleichnamigen „groupe sportif“ engagierte.
Wichtigster Werbeträger war zunächst Fausto Coppi, der nicht nur als Fahrer zum Aufgebot zählte, sondern mit der nach ihm benannten Fahrradmarke auch als Co-Sponsor auftrat. Erst nach der Rückkehr des „Campionissimo“ zu Bianchi erhielten die bis dato komplett weißen Carpano-Hemden zur Saison 1958 ihr markantes Aussehen, das sie zum Klassiker unter den Renntrikots machte.
Schwarze Längsstreifen auf weißem Grund, das war eine deutliche Reverenz an die andere Sportgröße aus der Heimat des Sponsors. Wie die „alte Dame“ Juventus gehörte auch Carpano zu den Aushängeschildern von Turin, der Metropole des Piemonts. Hier war es, wo Antonio Benedetto Carpano im Jahre 1786 in seinem Weingeschäft an der Piazza Castello den ersten Bitter-Aperitif auf Wermut-Basis erfand.
Jahr: 1964
Team: Mercier - BP - Hutchinson
Fahrer: Raymond Poulidor
Raymond Poulidor und Mercier gehörten seinerzeit zusammen wie die Beatles und die Spitzenplätze der Verkaufscharts. Während seiner gesamten Profikarriere blieb Poulidor diesem einen Sponsor treu. 1964 war er Kapitän der französischen Mannschaft, die ihren Siegeshunger unter dem Namen Mercier-BP-Hutchinson stillen wollte. Hauptsponsor Cycles Mercier war ein Radhersteller aus Saint-Étienne, der sich seit den 1930er Jahren im Profibereich engagierte. Seit 1954 gab es diese Sponsorenkonstellation mit Reifenhersteller Hutchinson und der British Petroleum Company, die bis 1969 andauern sollte. Mercier selbst blieb bis 1983 dem Profiradsport verbunden. Poulidors Teamchef war der ehemalige Tour-Sieger Antonin Magne, der früher selbst für dieselbe Fahrradmarke in die Pedale getreten hatte. Violett lackierte Rahmen waren das Markzeichen der Renn-, Sport- und Alltagsräder von Mercier (die sich ungeachtet der gewagten Farbwahl ungemeiner Beliebtheit auf dem Heimatmarkt erfreuten); die Kombination lila-gelb wurde folgerichtig auch das Erkennungszeichen des Teams Mercier (dessen Fahrer aufgrund der gewagten Farbwahl zumindest immer einfach im Peloton auszumachen waren). In diesem schrillen Trikot gelangen dem »Ewigen Zweiten« Poulidor zwar keine Tour-de-France-Siege, dafür aber eine Vielzahl beachtlicher Erfolge, die gerne mal unter den Tisch fallen (was ihn bei seiner Selbstvermarktung als Pechvogel auch nicht weiter störte). 1964 beispielsweise siegte er bei der Vuelta, zudem gewann er die Jahreswertung „Super Prestige Pernod“, den Vorläufer des Weltcups. Im kollektiven Gedächtnis ist indes eher das berühmte Ellbogenduell am Puy de Dôme bei der Tour de France 1964 haften geblieben. Die Rundfahrt beendete er auf dem zweiten Platz. „Während an Lance Armstrong die Dopingvorwürfe hängen wie der frühe Lucky Luke an der Zigarette, klebt der Donald Duck am Raymond Poulidor und macht den (…) Franzosen mit dem ›Poulidorsyndrom‹ unsterblich“, schrieb die österreichische Zeitung Standard rückblickend auf Poulidors Karriere.
Jahr: 1971
Team: Bic
Fahrer: Luis OcañaSeit 1967 war das Männchen mit dem Tintenkleckskopf ein fester Begleiter im Peloton. Der kleine aufrechte, aber gesichtslose Kerl war das Symbol des französischen
Unternehmens Bic, das zunächst vor allem für seine Füllfederhalter und Druckbleistifte bekannt war. Später wurde das Produktportfolio um Schreibwaren und Feuerzeuge erweitert. Bis 1974 leistete sich Bic ein Profiteam, dessen Erkennungszeichen das orange-weiße Trikot mit dem Werbeschriftzug und Logo war. So alltäglich die Bic-Produkte waren, so außergewöhnlich waren die Fahrer des Teams. Jacques Anquetil, Rolf Wolfshohl oder Luis Ocaña zählten zu dem illustren Kreis. 1971 fuhren Charly Grosskost, Jean-Marie Leblanc oder Johnny Schleck an der Seite von Ocaña, der mit seinem Sturz im Gelben Trikot zum großen Unglücksraben der Tour de France avancierte. Kleiner Trost: Seine Teamkollegen konnten die Mannschaftswertung für sich entscheiden. Und dem in Frankreich aufgewachsenen Spanier, der von 1970 bis 1974 für Bic fuhr, glückte schließlich zwei Jahre später dann der Triumph in Frankreich.
Sein sportlicher Leiter 1971 war der legendäre Maurice De Muer, nicht umsonst als „kleiner Napoleon“ verschrien. „Es war eine Erfahrung, De Muer beim Start der Rennen zu sehen“, erinnerte sich der spätere Tour-de-France-Direktor Jean-Marie Leblanc. „Sein Team hatte er wie ein Armeegeneral um eine Michelin-Karte geschart, auf der er die Etappenroute, die Windrichtung und die Stellen eingezeichnet hatte, an denen seine Fahrer attackieren sollten.“ De Muer wechselte später zum Peugeot-Team, mit dem er ebenfalls große Erfolge feierte.
Quelle: Covadonga Verlag